Das nachhaltige Wow – zwei Tools für Leader:innen zur Förderung des nachhaltigen Wohlbefindens in Teams
Von Simon Asal, Till Blaser, Elke Faundez, Remo Gerisch und Simona Wöhrle
In vielen Unternehmen ist die heutige Arbeitswelt durch unberechenbare Marktdynamiken, plötzliche Veränderungen, disruptive Innovationen und wiederholte Restrukturierungen geprägt. Trotz aller modernen Leadership-Ansätze und neuen Organisationsformen der New Work ist der Leistungsdruck unverändert hoch und Zeit nach wie vor Mangelware. Unsere vollgepackten Kalender lassen kaum zu, uns zu fragen, ob es den Menschen in unseren Teams gut geht und ob sie leistungsfähig sind. Als Leader:innen stehen wir daher vor der Herausforderung, wie wir unsere Teams in diesem Kontext leistungsfähig halten. Wenn sich die Rahmenbedingungen ständig ändern, sind überdies die Teammitglieder zunehmend selbst gefragt, Bedingungen zu schaffen, in denen sie leistungsfähig bleiben können. Unsere Verantwortung als Führungskraft besteht daher darin, Zeit-Räume zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihre Leistungsfähigkeit als Team eigenständig zu sichern.
Raum schaffen für Wohlbefinden: Die neue Herausforderung für Führungskräfte
Es ist hinreichend erforscht, dass Wohlbefinden einen wesentlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit hat und ihre langfristige (und somit nachhaltige) Integration in den Arbeitsalltag wesentlich ist. Obwohl diese Erkenntnis langsam Einzug in die Arbeitswelt hält, wie die breit geführte Diskussion über psychologische Sicherheit und die Integration jüngster neurobiologischer Erkenntnisse in Leadership-Weiterbildungen zeigt, ist davon im Arbeitsalltag noch wenig angekommen. Viele Leader:innen arbeiten in einem Kontext, in dem auch heute noch kaum Platz für die Förderung von nachhaltigem Wohlbefinden besteht.
Begriffsdefinitionen
Wohlbefinden: Übliche Indikatoren für das allgemeine Wohlbefinden sind das geistige Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und die körperliche Gesundheit. Drei Aspekte, welche in Balance zueinanderstehen müssen und so eine Einheit bilden.
Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit bedeutet, einen Wert zu erhalten und zu schützen, der personenunabhängig über eine gewisse Zeit (z. B. über Generationen hinweg, über verschiedene Wellen von Personalwechsel hinweg) Bestand hat. Darin enthalten ist das Bestreben jeder einzelnen Person, auch zukünftig einen Raum zu haben, der die heutige Qualität aufweist.
Wohlbefinden in Teams können wir von zwei Perspektiven aus ansehen: Aus der Sicht des Teammitglieds einerseits und aus der Leadership-Sicht andererseits.
Wie fühlt es sich als Teammitglied an, wenn es an Wohlbefinden mangelt? Vorherrschende Gefühle sind Unwohlsein, Minderwertigkeit, Frust und Demotivation sowie Angst davor, sich eine Blösse zu geben oder gar hintergangen zu werden. In der Folge sprechen wir kritische Themen oder Probleme nicht mehr offen an, übernehmen nur Aufgaben, die wir sicher erfolgreich erledigen können – auch wenn erfolgsentscheidende Arbeitspakete dabei liegen bleiben. Kurz: Wir adoptieren Verhaltensweisen, welche die Leistungsfähigkeit von uns selbst und damit die des Teams beeinträchtigen.
Wie erkennen wir aus Leadership-Sicht, wenn im Team das Wohlbefinden angekratzt ist? Es kann sich zum einen an Verhaltensweisen wie gegenseitigen Schuldzuweisungen oder Schweigen in Teamsitzungen bei heiklen Themen zeigen. Oder es wird ersichtlich, wenn Mitarbeitende in bilateralen Gesprächen Probleme thematisieren, die an einer Teamsitzung nicht angesprochen wurden, oder für die sie keine konkreten Beispiele nennen können. Über kurz oder lang häufen sich vermeidbare Fehler, der Ruf nach Schlichtung oder Entscheidung durch die Führungskraft wird häufiger und lauter, die Ziele werden verfehlt. Kurz: Die Leistungsfähigkeit sinkt.
In diesem Kontext beschäftigt uns insbesondere die Frage, wie wir als Leader:innen in unserem eigenen Einflussbereich ganz konkret das Wohlbefinden unserer Teams nachhaltig fördern können. Und dies vor allem mit Fokus auf die Stärkung von konstruktiven und kollaborativen Verhaltensweisen.
Wie sind wir vorgegangen?
Wir haben die grössten Probleme bei mangelndem Wohlbefinden in Teams aus unseren Erfahrungen als Teammitglied und als Leader:in zusammengetragen, analysiert und reflektiert. Daraus haben wir Handlungsfelder und Rahmenbedingungen für Wohlbefinden sowie zwei Hauptthesen und Umsetzungsvoraussetzungen abgeleitet. Wir haben in unserer Gruppe sowie im eigenen Arbeitsumfeld Methoden zur Steigerung des Wohlbefindens getestet und in einer Umfrage die Relevanz unserer Annahmen validiert. Mit unseren Erkenntnissen haben wir zwei konkrete Tools für Leader:innen entwickelt, die wir unserer Leser:innenschaft zur Verfügung stellen, um gleich direkt ins Tun zu kommen.
«Es muss in dir brennen, was du in anderen entzünden willst.»
(Augustinus)
These 1: Die Führungskraft kann nur glaubwürdig, effektiv und nachhaltig Wohlbefinden fördern, wenn sie selbst innerlich komplett davon überzeugt ist.
Hehre Vorhaben oder schöne Worte helfen nichts, wenn sie nicht gelebt werden. Genau deshalb ist unserer Meinung nach Authentizität ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die nachhaltige Verankerung von Wohlbefinden in Teams. Dieser Authentizität wohnen zwei Aspekte inne.
Erstens kann das Bestreben, nachhaltig Wohlbefinden zu fördern, nur gelingen, wenn die Führungskraft selbst innerlich davon überzeugt ist, dass Wohlbefinden die Leistungsfähigkeit des Teams massgeblich beeinflusst. Nur dann kann sie glaubwürdig sein und andere dazu inspirieren, sich mit auf den Weg zu machen. Und nur eine starke innere Überzeugung verschafft ihr das nötige Durchhaltevermögen, anfänglichen Einwänden zu trotzen und die Massnahmen situativ anzupassen, anstatt schnell wieder aufzugeben. Insbesondere in Organisationsstrukturen, in denen New Work oder moderne Leadership-Prinzipien nicht oder nur wenig gelebt werden, ist dieser Gegenwind nicht zu unterschätzen.
Ebenso wichtig wie diese innere Überzeugung ist überdies, dass die Führungskraft selbst ihrem eigenen Wohlbefinden Aufmerksamkeit schenkt. Sie sollte sich mit sozialen Aspekten (Freundschaften, Familie, Verbundenheit mit anderen Menschen), biologischen Aspekten (Ernährung, Bewegung und Schlaf) und psychologischen Aspekten (Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein, Resilienz) für ihr eigenes Wohlbefinden sorgen. Dabei spielt es weniger eine Rolle, mit welchen Aspekten dieses biopsychosozialen Modells sich eine Führungskraft persönlich stärker befasst. Denn dies ist sowieso individuell unterschiedlich – sowohl im Was (welcher Bereich oder welche Bereiche) wie auch in der Intensität (betreibe ich täglich oder wöchentlich Sport?). Wesentlich ist allein schon die schlichte Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohlbefinden und dem damit einhergehenden Aufbau von Kompetenzen und Erfahrungswerten in diesem Bereich. Diesen Aspekt des Self-Leadership erachten wir heutzutage als eine der Kernkompetenzen von Führungskräften, die bewusst und achtsam entwickelt und gepflegt werden will. Nur so kann sie ein Vorbild sein, das andere inspiriert.
74 % der Befragten aus unserer Umfrage sprechen wöchentlich mit ihren Teammitgliedern über ihr Wohlbefinden. Und 40 % der Befragten wären bereit, bis zu drei Stunden pro Woche Zeit für Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen.
(Ergebnis aus Umfrage)
These 2: Nachhaltigkeit wird erreicht durch das Schaffen von Zeit-Räumen, gute Rituale, regelmässige kleine Schritte und dadurch, dass eine Förderung des Wohlbefindens ein «normaler» Arbeitsanteil ist.
Um Wohlbefinden nachhaltig in Teams zu verankern, ist eine gewisse Wiederholung von fördernden Massnahmen auf der Zeitachse nötig («sonst schläft das ein»). Hilfreich hierbei sind Rituale, also nach vorgegebenen Regeln ablaufende, feierlich-festliche Handlungen, die Gruppen vereinen und helfen, deren harmonisches Funktionieren zu gewährleisten, indem sie Ordnungen von Bedeutung, Zweck sowie Wert schaffen und aufrechterhalten.
Rituale, wie zum Beispiel aktiv und bewusst mit Überzeugung ausgeführte Check-ins bei jeder Sitzung können dazu führen, dass Teammitglieder Freude und Leichtigkeit erleben und sich mehr öffnen, was über Dauer zu mehr Vertrauen führt.
Um das Wohlbefinden nachhaltig zu verankern, ist es zudem zentral, die Aktivitäten und Verhaltensweisen zur Förderung des Wohlbefindens genauso wichtig zu nehmen wie die «normalen» inhaltlichen Aufgaben. Dies bedeutet, dem Wohlbefinden echte Arbeitszeit und Sichtbarkeit in Meetings zu gewähren, anstatt zu erwarten, dass sich die Teammitglieder «schnell noch am Abend zusätzlich zum bereits überfüllten Pflichtenheft» der Pflege des Wohlbefindens widmen.
Wir haben überdies festgestellt, dass «Wohlbefinden» im Team kein Zustand ist, auf den man einmal hinarbeitet und der dann auf ewig Bestand hat. Vielmehr ist es ein ständiges erneutes Einschwingen, das Suchen und Wiederfinden einer Balance im Wohlbefinden eines Teams. Dies bedeutet auch, dass das Wohlbefinden vorübergehend weniger ausgeprägt sein kann. Als Leader:innen akzeptieren wir das und sehen es als unsere Aufgabe, dies bewusst im Fokus zu behalten, der Balance an Wohlbefinden entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen und entsprechende situative Massnahmen zu ergreifen oder Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, damit das Team wieder in eine gesunde Balance des Wohlbefindens finden kann.
Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es nicht nur wichtig, entsprechende Massnahmen anzuwenden, sondern auch, dass sie eine bestimmte «Beschaffenheit» aufweisen. Damit meinen wir, dass Massnahmen (Methoden, Rituale, Tools etc.) niederschwellig, leicht adaptierbar und integrierbar sein sollten. Denn es braucht viele kleine Schritte über einen gewissen Zeitraum hinweg, um ein glaubwürdiges, von allen gelebtes Wohlbefinden aufzubauen. Wohlbefinden «verordnen» funktioniert nicht.
«Ich setze auf Vertrauen und klare, offene, wertschätzende Kommunikation. Es muss auch Raum für Fehler geben.»
(Zitat aus Umfrage)
Jetzt aber mal ganz konkret: Wie können wir als Leader:innen in unseren Teams nachhaltig Wohlbefinden fördern und somit ihre Leistungsfähigkeit erhalten?
Als Lösungsansatz bieten wir zwei Tools an, die als niederschwellige Begleiter dienen können: die Self-Leadership-Sun und die Wohlfühlschleife.
Download Self-Leadership-Sun
Download Wohlfühl-Schleife
Die Self-Leadership-Sun – dein Wegweiser zu einem stärkeren, authentischeren und inspirierenderen Selbst
Self-Leadership ist eine Voraussetzung für gute Führungstätigkeit und insbesondere wichtig, um glaubhaft zu vermitteln, dass die Investition eines Teams in Aufbau und Pflege von Wohlbefinden zum Erhalt oder der Steigerung der Leistungsfähigkeit dient. Die Self-Leadership-Sun ist ein Framework, mit dem Leader:innen ihr Verhalten in Bezug auf ihr eigenes Wohlbefinden bewusst reflektieren und gestalten können. Gleich der Strahlkraft der Sonne strömt das Bewusstsein über das eigene Wohlbefinden von innen nach aussen und ermöglicht Authentizität.
Wir haben uns dabei am biopsychosozialen Modell orientiert und drei Haupt-Reflexionsbereiche des Wohlbefindens verankert. «Hand» als Äquivalent für «bio», «Kopf» als Äquivalent für «psycho» und «Herz» als Äquivalent für «sozial».
Anhand der Self-Leadership-Sun können Leader:innen entspannt darüber reflektieren, in welchen der drei Bereiche sie ihr Wohlbefinden steigern oder stützen können. Dazu überlegen sie sich kleine Schritte in einem oder mehreren der drei Bereiche anhand der weiter unten aufgeführten Reflexionsfragen und formulieren für sich ein Handlungsziel. Dieses ist aktiv formuliert und vorwärtsgerichtet. Beispiel: Ab heute trinke ich jeden Tag 1,5 Liter Wasser.
Zusätzlich formulieren sie für sich jeweils in diesem Bereich noch einen Glaubenssatz. Ein Glaubenssatz ist in der Gegenwartsform, positiv und sehr kurz formuliert. Positive Beispiele: «Ich bin gesund» oder «Ich lebe gesund». Negative Beispiele: «Ich bleibe gesund» oder «Ich werde nicht krank». Wichtig sind kleine Schritte, die auch wirklich gemacht werden.
Diese Self-Leadership-Sun können die Leader:innen je nach Bedarf wieder hervorholen und neu überdenken. Helfen können dabei zum Beispiel die nachfolgenden Reflexionsfragen.
Kopf
Umfasst alle intellektuellen, mentalen und psychologischen Aspekte von Wissensaufbau über Reflexionsfähigkeit bis zur mentalen Stärkung.
Mögliche Reflexionsfragen:
Welche Aktivitäten nähren meine Seele? Wie kann ich täglich Momente der Ruhe und Besinnung schaffen? Welche Gedankenmuster oder Glaubenssätze belasten mich? Welche spirituellen oder philosophischen Überzeugungen leiten mich? Welche positiven Aspekte sehe ich in meiner aktuellen Lebenssituation? Was habe ich kürzlich Neues gelernt und wie hat es mich beeinflusst? Welche Themen oder Bereiche interessieren mich besonders? Welche Ziele habe ich für meine persönliche Weiterentwicklung?
Herz
Umfasst alle emotionalen Aspekte, das Gefühl von Verbundenheit, Zugehörigkeit und Autonomie.
Mögliche Reflexionsfragen:
Welche Beziehungen in meinem Leben sind besonders unterstützend und bereichernd? Wie kann ich negative Gedanken in positive umwandeln? Wie fühle ich mich emotional in diesem Moment? Wofür bin ich heute dankbar? Was macht mir Freude und gibt mir Kraft? Wie gut kann ich meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche erkennen und artikulieren? In welchen Bereichen meines Lebens fühle ich mich am meisten autonom? Wo fühle ich mich eingeschränkt oder fremdbestimmt? Welche Rolle spielen Selbstfürsorge und Selbstliebe in meiner Autonomiestärkung? Wie balanciere ich zwischen Kooperation mit anderen und dem Bewahren meiner Selbstständigkeit?
Hand
Umfasst alle biologischen, körperlichen und praktischen Aspekte wie Bewegung, Ernährung, Schlaf und das Tun (Umsetzen von Dingen).
Mögliche Reflexionsfragen:
Wie oft bewege ich mich regelmässig und welche Art von Bewegung bevorzuge ich? Welche körperlichen Aktivitäten bereiten mir Freude und motivieren mich? Wie ausgewogen und nahrhaft ist meine derzeitige Ernährung? Wie oft esse ich aus emotionalen Gründen oder aus Langeweile? Wie viele Stunden schlafe ich durchschnittlich pro Nacht und wie fühle ich mich damit? Welche Faktoren stören meinen Schlaf und wie kann ich sie minimieren? Welche Prioritäten setze ich in meinem täglichen Leben und wie halte ich sie ein? Wie reflektiere ich über meine Fortschritte und passe meine Strategien an? Welche Unterstützung oder Ressourcen benötige ich, um meine Pläne besser umsetzen zu können? Wie feiere ich meine Erfolge und welche Belohnungen setze ich mir für erreichte Ziele?
Die Wohlfühl-Schleife – Rituale zur Förderung eines nachhaltigen Wohlbefindens für leistungsfähige Teams
Wohlbefinden ist kein Zustand, auf den ein Team einmal hinarbeitet und der dann langfristig so bestehen bleibt. Wohlbefinden in Teams ist eher eine fliessende Befindlichkeit, die mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt ist. Sechs Aspekte können dabei als Themenschwerpunkte immer wieder reflektiert werden:
Wertschätzung: Kultur der Wertschätzung fördern und das Engagement der Mitarbeitenden steigern
Wertschätzung spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden in Teams, da sie das Gefühl der Zugehörigkeit und Anerkennung stärkt. Wenn Teammitglieder sich wertgeschätzt fühlen, steigt ihre Motivation und Zufriedenheit, was zu einer positiven Arbeitsatmosphäre und besseren Leistungen führt.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Wie steht es um die Kultur der Wertschätzung in meinem Team / in meiner Organisation? Inwiefern leben wir aktive Wertschätzung? Inwiefern zeigen wir uns gegenseitig Wertschätzung (im individuellen Austausch, in Teamsitzungen oder gar in grösseren Veranstaltungen)? Inwieweit kennen und leben wir die fünf Sprachen der Wertschätzung (Anerkennung zeigen, sich Zeit nehmen und volle Aufmerksamkeit widmen, freiwillige Hilfsbereitschaft, sich beschenken und angemessener Körperkontakt)?
Kommunikation: Informationsaustausch sicherstellen und alle auf denselben Stand bringen
Eine offene und transparente Kommunikation ist essenziell für das Wohlbefinden in Teams, weil sie Missverständnisse reduziert und ein klares Verständnis der gemeinsamen Ziele fördert. Regelmässiger Informationsaustausch bringt alle Teammitglieder auf den gleichen Wissensstand und bezieht alle ein, was die Zusammenarbeit und das Engagement steigert.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Wie stellen wir den Informationsaustausch sicher? Wie transparent bin ich in meinen Entscheidungen und in der Kommunikation mit dem Team? Wie transparent kommunizieren wir? Was legen wir offen und wie formulieren wir dies? Wie sind die Redeanteile in Sitzungen verteilt? Leben wir ehrlich das Motto «es gibt keine dummen Fragen»?
Feedback: Gibt die Möglichkeit, Leistungen zu optimieren und Verbesserungsvorschläge einzubringen
Konstruktives Feedback ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden in Teams, da es die Möglichkeit bietet, Leistungen zu reflektieren und kontinuierlich zu verbessern. Es ist die Basis, um eine Kultur des Lernens entstehen zu lassen und damit die Leistungsfähigkeit zu erhöhen.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Inwieweit fragen wir im Team einzeln aktiv nach Feedback? Inwiefern leben wir aktives Feedbackgeben und Feedbacknehmen? Greifen wir Feedback auf und lassen es in nächste Schritte einfliessen? Wie häufig und in welcher Form bitte ich als Leader:in mein Team um Feedback? Welche Massnahmen ergreife ich als Leader:in, um die Anregungen und das Feedback meines Teams umzusetzen?
Reflexion: Ermöglicht persönliches Wachstum und identifiziert Lernmöglichkeiten
Dank regelmässiger Reflexion können Teammitglieder ihre Vorgehensweisen, Erfolge und Herausforderungen analysieren und daraus lernen. Dies stärkt das Vertrauen und die Offenheit im Team und ermöglicht das persönliche wie auch das gemeinschaftliche Wachstum.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Inwiefern nehmen wir uns regelmässig (monatlich, quartalsweise, nach jedem Projektabschluss) bewusst Zeit für einen Rückblick? Wie lernen wir aus Erfahrungen, Experimenten, Fehlern – und wie stellen wir diesen Lernschatz zur Verfügung?
Teambuilding: Bringt Teams näher zusammen und fördert Vertrauen
Teambuilding-Aktivitäten sind wichtig für das Wohlbefinden in Teams, da sie das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und Vertrauen aufbauen. Durch gemeinsame Erlebnisse und Herausforderungen lernen die Teammitglieder einander besser kennen und entwickeln ein stärkeres Verständnis füreinander. Dies fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch die Motivation und Zufriedenheit im Team, was zu einer positiveren und produktiveren Arbeitsumgebung führt.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Wie gut kennen wir die individuellen Stärken und Schwächen voneinander? Wie klar, verständlich und inspirierend formulieren wir unsere Zielsetzungen als Team? Inwieweit kenne ich die Motivationsfaktoren meiner Teammitglieder – und die Teammitglieder voneinander? Wie sieht der Gestaltungsraum aus Sicht des Teams aus? Inwiefern gestalten wir bewusst und aktiv unsere Kollaboration?
Entwicklung: Wissen im Team und persönliche Entwicklung fördern
Wenn Teammitglieder die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern und sich neuen Herausforderungen zu stellen, fühlen sie sich wertgeschätzt und motiviert. Eine Kultur der kontinuierlichen Entwicklung stärkt das Vertrauen und die Zufriedenheit im Team, was letztlich zu einer höheren Leistungsfähigkeit und Innovationskraft führt.
Mögliche Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Unterstütze ich mein Team bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen? Inwiefern biete ich ausreichend Zeit und Ressourcen für kontinuierliches Lernen? Welche Mechanismen habe ich implementiert, um den Wissensaustausch im Team zu fördern? Wie identifiziere und nutze ich die vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse erfahrener Teammitglieder, um weniger erfahrene Kolleg:innen zu unterstützen?
Wir verstehen die Aufrechterhaltung des Wohlbefindens als Prozess, als kontinuierliches Bestreben, eine für das Team stimmige Balance zu halten. Diese Balance kann je nach Phase, Vorhaben oder breiterem Unternehmenskontext anders aussehen – und je nachdem kann auch das eine oder andere Thema mehr oder weniger relevant sein. Erreicht wird diese Balance, indem Rituale aus diesen sechs Themenbereichen vom Team gelebt, weiterentwickelt, angepasst und fallen gelassen – oder wieder aufgegriffen – werden.
Leader:innen können sich das Plakat der Wohlfühlschleife ins Büro hängen, als Bildschirmhintergrund einrichten oder es sich auf ihre eigene Weise einfach zur Verfügung halten. Somit können sie regelmässig bewusst darauf schauen und reflektieren, wo sie mit ihrem Team stehen, aus einem Bereich ein Ritual auswählen und im Team ausprobieren oder sich spezifisch vor Team-Meetings Inspiration holen, um das Wohlbefinden zu stärken oder wieder einschwingen zu lassen.
Zeit-Räume für nachhaltiges Wohlbefinden schaffen
Die beiden Tools in Kombination angewendet, ermöglichen es uns Leader:innen, im eigenen Einflussbereich und auch ohne grosse Budgets und Förderprogramme die nötigen Zeit-Räume für Wohlbefinden zu schaffen.
Dazu mit der Self-Leadership-Sun eine innere Überzeugung zum Wohlbefinden und ihren Benefits für die Leistungsfähigkeit gewinnen. Dann anhand der Wohlfühlschleife reflektieren, welche Themen und Rituale im gegenwärtigen Moment für das Team passend wären und Rituale ausprobieren. Dabei die gewählten Rituale am besten mit einer Haltung der inneren Leichtigkeit einführen, z. B. als Test für zwei Monate, und danach Feedback abholen. Dann mit dem Team das Ritual reflektieren: Was hat es bewirkt, was ist anders, worauf sind wir neugierig geworden, was sollte man fallen lassen? Dank der gesammelten Antworten können Leader:innen, oder besser gleich die Teammitglieder, das Ritual anpassen oder neue Rituale auswählen.
Wenn dieses Vorgehen regelmässig wiederholt wird und die Teammitglieder Zeit und Gestaltungsraum dafür erhalten, werden Wohlbefinden und damit Leistungsfähigkeit nachhaltig gestützt. Denn Wohlbefinden nachhaltig steigern zu wollen (ob in Teams oder für sich selbst), ist eine Summe von vielen kleinen Schritten. Nach dem Motto: Dranbleiben ist alles. Nachhaltig erfolgreich sind Leader:innen mit der Steigerung von Wohlbefinden, wenn sie es zwar ständig aufmerksam im Fokus haben, jedoch flexibel und situativ in der Wahl der Rituale sind. Dabei sind insbesondere passende niederschwellige Rituale, keine starren Routinen, wesentlich. Mitarbeitende rasch mitgestalten zu lassen, ist ebenso erfolgsentscheidend wie als Vorbild voranzugehen. Und zu guter Letzt lohnt es sich, mit kleinen Schritten zu beginnen, bei denen man sich als Leader:in selbst wohlfühlt und dieses Thema mit einer gewissen Leichtigkeit und Freude einführen kann.
Liebe Leaderin, lieber Leader: Probiere es doch gleich aus!
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Quellen
International Research Symposium on Management, Rajarata University, Sri Lanka (2022): The BANI World. [Video ab 5:34]. https://www.youtube.com/watch?v=stBdyNBwfpU
Goller, I., Laufer, T. (2023): Psychologische Sicherheit in Unternehmen. Wie Hochleistungsteams wirklich funktionieren. Springer Fachmedien, Reihe «essentials», 2. Auflage.
Outside In Live with Guest Amy Edmondson (2020): Creating Psychological Safety at Work. https://www.youtube.com/watch?v=SkFohYhIaSQ
Studyflix (o.J.): Was bedeutet Nachhaltigkeit? Nachhaltigkeit im Brundtland-Report 1987. https://studyflix.de/erdkunde/was-bedeutet-nachhaltigkeit-5639
Bernatzeder, P. (2018): Erfolgsfaktor Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Ein Praxisleitfaden für das Management psychischer Gesundheit. Springer-Verlag, 1. Auflage.
Ng, T. W., Sorensen, K. L., & Eby, L. T. (2006): Locus of control at work: a meta‐analysis. In: Journal of Organizational Behavior: The International Journal of Industrial, Occupational and Organizational Psychology and Behavior, 27(8), S. 1057–1087.
Chapman, G.; White, P. (2013): Die 5 Sprachen der Mitarbeitermotivation. Francke-Buch GmbH.
Stephenson, B. (2015): Emile Durkheim: Solidarity and Effervescene. In: Stephenson, Barry: Ritual, A Very Short Introduction. https://doi.org/10.1093/actrade/9780199943524.003.0004
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