Leadership Essays 2022

Von Fledermäusen lernen – Self Leadership als innerer Kompass

Was ist Self-Leadership und wie gelingt es uns, dies in den Arbeitsalltag zu integrieren?

Von Fabian Furrer, Marianne Hutter, Esther Lehmann, Marco Müller, Steffie Lederer und Peggy Neubert

Abb. 1: Die Fledermaus orientiert sich durch Echoortung selbst durch dunkelste Höhlen.

Felsspalten, Minen, dunkle Höhlen – Orte, an denen wir Menschen ohne technische Hilfsmittel absolut verloren wären, sind Orte, an denen Fledermäuse zuhause sind. Mit Hilfe ihrer Echoortung «sehen» sie und navigieren sich so selbst durch tiefste Dunkelheit. Ihr Magnetsinn, mit dem sie die Linien des Erdmagnetfelds wahrnehmen, hilft ihnen zusätzlich sich zu orientieren, während wir Menschen im 21. Jahrhundert ohne Strassenschilder, Wegweiser und unterstützende Apps uns sicher mehr als einmal verlaufen würden.

Wenn wir Menschen nun also nicht über die herausragenden Sinne einer Fledermaus verfügen und diese wohl auch in naher Zukunft nicht evolutorisch entwickeln, wie gelingt es uns dann, uns zu orientieren, wenn Strassenschilder und Wegweiser sich stetig verändern? Wenn es heute plötzlich linksherum geht, während der richtige Weg gestern noch geradeaus führte? Während sich Veränderungen im Strassenverkehr meist doch ankündigen, befindet sich unsere Arbeitswelt in einem ständigen Wandel, dessen Umleitungen, Abzweigungen oder Ergebnisse sich nur selten voraussagen lassen. Es erfordert also die Entwicklung verschiedener Kompetenzen, um im aktiven Modus zu bleiben und nicht nur auf Geschehnisse zu reagieren. Wir brauchen einen intuitiven, inneren Kompass, der uns hilft, in einer zusehends brüchigeren, ängstlichen, nicht linearen Welt unseren Weg zu finden. Wir müssen zu Fledermäusen werden.

Abb. 2: Die Reise zur Transformation zur Fledermaus beginnt.

Unverzichtbar für einen solchen inneren Kompass ist eine Form von Self-Leadership.

Doch wie sollen wir uns in dieser sich stetig verändernden, dynamischen und komplexen Arbeitswelt jetzt auch noch die Zeit nehmen, uns um uns selbst zu kümmern, wenn bereits Mitarbeitende, Kollegschaft und unsere Führungskräfte zahlreiche Ansprüche an uns haben? Wie kann es uns gelingen, trotz der Anforderungen, die an uns gestellt werden, sei es nun von Individuen, Teams, Organisationen oder von der Welt an sich, zu Fledermäusen zu werden? Und wie ist es etablierten Führungskräften gelungen, genau diese Orientierung zu finden – oder: Ist es ihnen überhaupt gelungen?

Die Erkenntnisse dieses Essays stützen sich dabei auf drei verschiedene Standbeine: Fachliteratur, Selbsttests und Interviews. Die Fachliteratur bildet die Grundlage für die Begriffsdefinition und für die Ausarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses und einer Definition von Self-Leadership für uns als Gruppe. Im Selbsttest hat jede:r Autor:in über drei Wochen hinweg eine oder mehrere Methoden zum Thema Self-Leadership bei sich angewandt und getestet. Und in zwölf Interviews mit Leadership-Persönlichkeiten, darunter vier Frauen und acht Männer zwischen 32 und 60 Jahren, wobei der Mittelwert bei 47 Jahren liegt, erfuhren wir mehr über von uns als vorbildlich und/oder erfolgreich angesehene Führungskräfte.

Was ist das eigentlich, Self-Leadership?

Unser innerer Kompass, den wir zu entwickeln hoffen, soll uns mit Hilfe von Self-Leadership auf unserer Reise von «Wer bin ich?» zu «Wer möchte ich sein?» leiten. Doch was ist Self Leadership eigentlich? Wir starten unsere Transformation zur Fledermaus mit einer Begriffsklärung.

Nach eingehender Lektüre zum Thema sind wir uns einig, dass wir uns einer Definition anschliessen, die Self-Leadership in drei Teile unterteilt: Selbstverantwortung, Selbstkenntnis und Selbststeuerung. Diese drei Aspekte helfen uns, unser verkörpertes, implizites Wissen über uns selbst zu reflektieren und in explizites Wissen zu verwandeln, um anschliessend die gewünschten Fertigkeiten durch Erfahrung, aber auch durch erlernte Methoden wieder in implizites Wissen zu überführen.

Abb. 3: Begriffsdefinition Self-Leadership als Wegweiser für die Reise

Selbstverantwortung

Um uns auf den Weg machen zu können, unseren inneren Kompass zu finden, braucht es Selbstverantwortung. Im Sinne eines Tickets ermöglicht sie es uns überhaupt erst, die Reise anzutreten. Selbstverantwortung steht für eine innere Grundhaltung, die davon ausgeht, dass Menschen das Potenzial haben, Verantwortung für die eigenen Gedankenmuster, Gefühlsreaktionen und Handlungen zu übernehmen. Mit dieser inneren Haltung einher geht die Erkenntnis: Nur ich kann mein Leben und alles, was mir begegnet, in meinem Sinne verändern. An dieser Stelle sei angemerkt: Wir beziehen uns in diesem Essay zum einen explizit auf unsere Situationen und die unserer Interviewpartner:innen und zum anderen auf einen gewöhnlichen Kontext, der also zum Beispiel traumatische Erfahrungen oder Lebensumstände nicht mit einschliesst.

Selbstkenntnis

Das Ticket haben wir nun also gelöst, die Reise kann losgehen. Den Startpunkt der Reise stellt die Selbstkenntnis dar, also das Wissen darüber, wer wir eigentlich sind. Sich selbst zu kennen, sich den eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein und zu wissen, worauf wir empfindlich reagieren, gehört genauso dazu, wie die eigenen Gefühle wahrzunehmen und die Bedürfnisse dahinter zu erkennen. Es geht also darum, intuitive Handlungen, Gefühle oder Gedanken explizit zu transformieren, um daraus eine Art Handbuch für sich selbst zu erstellen. Wenn wir nun einen bestimmten Gedanken, ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte Handlung ausführen bzw. fühlen, hilft es, den Kontext und/oder die physischen Umstände, also wo wir sind, wer wir sind und was wir tun, wahrzunehmen oder sich Erinnerungen aus der Vergangenheit hervorzurufen, die eine aktuelle physische Empfindung auslösen. Dadurch können wir aktuelle Empfindungen besser einschätzen und verstehen, wer wir sind.

Selbststeuerung

Mit diesem Wissen geht unsere Reise zum «Wer möchte ich sein?» weiter und die Selbststeuerung tritt in den Vordergrund. Ziel der Selbststeuerung ist es, Handeln, Fühlen und Denken in Einklang zu bringen, also sich in bestimmten Situationen anders zu fühlen oder anders zu handeln. Die aktive Auseinandersetzung damit bringt allerdings eine gewisse Komplexität mit sich, weswegen wir uns auf einen iterativen Lern- und Reflexionsprozess einstellen müssen. Verschiedene Methoden können uns dabei helfen, diesen Prozess, unser Verhalten und unser Denken so zu steuern, dass wir unsere persönlichen Ziele erreichen. Das Ziel nämlich, jene Person zu werden, die wir sein möchten.

Diese Begriffsklärungen helfen uns nun zwar, besser zu verstehen, worauf es ankommt – die Umsetzung und die Integration in den Alltag ist damit allerdings noch nicht geschehen.

Self-Leadership in unserem Arbeitsalltag

Die Fledermaus hat uns gegenüber einen klaren Vorteil: Während der Orientierungssinn der Fledermaus angeboren ist, setzt die Orientierung durch Self Leadership bei uns eine Verhaltensänderung voraus. Im leistungsorientierten Arbeitsumfeld sind viele von uns gewohnt, auf äussere Anforderungen zu reagieren. Weniger Übung hingegen haben wir darin, unsere eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Wir müssen Methoden zur Hilfe nehmen, um Self-Leadership zu betreiben. Sind diese alltagstauglich? Wie gelingt es uns, die Zeit im Arbeitsalltag aufzubringen, um unser Verhalten sukzessive zu verändern? Ist es überhaupt möglich, Self Leadership und Arbeitsalltag miteinander zu vereinen?

Aus verschiedenen Methoden hat das Autor:innenteam dieses Essays das Energie-Journal, die Fokus-Routinen und das Self-Care-Vision-Board ausgewählt und im Selbsttest über drei Wochen getestet.

Nach den drei Wochen haben wir uns folgende Fragen gestellt:

  • Warum habe ich diese Methode gewählt?
  • Wie ist es mir mit dieser Methode im Alltag ergangen?
  • Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen?
  • Was mache ich mit diesen Erkenntnissen?

Gewählte Methoden

Beim Energie-Journal wird über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet, wie es den Anwendenden über den Verlauf eines Tages geht, welche Aktivitäten sie Energie kosten und was ihnen Energie gibt. Die Methode soll dabei helfen, sich selbst zu beobachten und herauszufinden, welche Aktivitäten und Situationen besonders viel Freude bereiten bzw. eher kraftraubend sind. Fokus-Routinen betrachten das eigene (Führungs-)Handeln und bauen darauf, dieses durch Reflexion weiterzuentwickeln. Auch für emotionale Reaktionen auf Stresssituationen gibt es eine entsprechende Routine. Das Self-Care-Vision-Board zielt darauf ab, die Selbstfürsorge und das Selbstmitgefühl auf eine kreative Weise zu fördern und stärken. Mit Hilfe von Übungen zur Selbstfürsorge entsteht eine visuelle Motivation, diese beiden Themen nicht aus den Augen zu verlieren.

Abb. 4: Methoden zur Selbstreflexion können helfen, den Überblick zu bewahren.

Selbstreflexion

Es lassen sich zwei Haupterkenntnisse festhalten:

  • Jede:r von uns hat mindestens eine als hilfreich empfundene Methode gefunden – sei es, um uns zu fokussieren, zu reflektieren oder Zeit für sich selbst zu gewinnen.
  • Wir haben feststellen müssen, dass die bewusste Auseinandersetzung mit Self-Leadership mitunter sehr zeitaufwändig ist, Disziplin und Übung erfordert. Der Arbeitsalltag hat uns alle im Griff und es bei aller Motivation nicht einfach, sich Zeit für Self-Leadership zu nehmen.

Methoden können also helfen, Erkenntnisse für die individuelle Situation zu gewinnen. Sie wecken das Bewusstsein, mehr auf sich selbst zu achten und stärker auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Self-Leadership ist essenziell für unseren inneren Kompass, für unsere Transformation in eine Fledermaus. Es hilft im Arbeitsalltag und man kann in der Funktion als Führungsperson daran wachsen. Auch wenn Motivation allein nicht genügt – mit Disziplin und Übung lässt sich Self-Leadership in den Alltag einfügen und so der Weg ebnen, es der Fledermaus gleichzutun und unseren inneren Kompass intuitiv zu nutzen.

Mehr Erfahrung = mehr Intuition?

Wie gelingt es erfahrenen Führungspersonen, Self Leadership in ihren Alltag zu integrieren, und was können sie anderen Menschen, unabhängig der Rolle im Arbeitskontext, an die Hand geben?

Die Antworten der zwölf Interviewpartner:innen fällt anders aus, als wir erwartet hätten: Die Hälfte der Befragten versteht unter Self-Leadership nicht etwa die Auseinandersetzung mit sich selbst, den eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen, sondern vielmehr das Selbstmanagement oder die Selbstorganisation. Daraus ergeben sich zwei Gruppen: Die Führungspersonen, die Self-Leadership als Selbstorganisation verstehen, und jene, die Self Leadership als Auseinandersetzung mit sich selbst verstehen.

Gemeinsam ist jedoch alle Interviewten, dass sie, versteckt oder offen, ein Bewusstsein für Self-Leadership im Sinne dieses Essays haben. Denn selbst diejenigen der Interviewten, die Self-Leadership als Selbstorganisation verstehen, nennen Dinge wie «Selbstreflexion», «Feedback» oder «mit der eigenen Energie zu haushalten» als Empfehlung. Alles Methoden, die zu unserer Definition von Self-Leadership passen und sich kaum von den Tipps der anderen sechs Interviewten unterscheiden.

Diejenigen, die Self-Leadership als Auseinandersetzung mit sich selbst begreifen, beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Die meistgenannten Themen sind dabei «Selbstkenntnis und wahrnehmung», welche vor allem durch die Reflexion des eigenen Tuns aufgebaut werden kann. Denn nur, wer sich selbst kennt, kann sich auch selbst steuern. Auch das «Bewusstsein der eigenen Ressourcen» und vor allem auch deren «Grenzen» wurde genannt.

Bei den täglichen Ritualen spielt häufig die Verbindung zwischen Körper und Geist eine grosse Rolle, die zum Beispiel durch Yoga, Meditation, Sport oder Atemübungen erreicht wird. Reflektieren, entweder in Form von Selbstreflexion oder im Austausch mit anderen, wird bei den interviewten Führungskräften aus dieser Gruppe ebenfalls regelmässig praktiziert. Weitere Methoden sind unter anderem Visualisierungen, positive Verbalisierungen, kleine über den Tag verteilte Time-outs, gewaltfreie Kommunikation und das bewusste Brechen mit Routinen.

Welche Möglichkeiten sich durch praktiziertes Self-Leadership ergeben können, schätzen die Interviewten sehr unterschiedlich ein, doch übereinstimmend ist die Feststellung, dass dem Thema Self-Leadership in der eigenen Weiterentwicklung generell grosses Potenzial beigemessen wird.

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Tipps der zweiten Gruppe nicht signifikant von jenen der ersten. Am häufigsten nannten sie Tipps wie «Selbstreflexion», das «Erlangen von Selbstkenntnis» und damit verbunden «Bewusstsein für die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung». Zusätzlich wurden Tipps wie «Selbstfürsorge», «Priorisierung der eigenen Werte», «Austausch mit einem Coach» und «Leerräume im Alltag» genannt.

Aus den Antworten in den Interviews lässt sich also schliessen, dass wir es zwar mit erfahrenen Führungskräften zu tun hatten, aber keineswegs mit zwölf Fledermäusen. Das soll nicht bedeuten, dass jene Interviewten mit einer von unserer Definition abweichenden Auffassung von Self-Leadership orientierungslos sind. Doch ein innerer Kompass zur Selbstführung in dem hier zugrunde gelegten Sinne scheint ihnen zu fehlen – oder zumindest das Bewusstsein, dass dieser Kompass in ihnen steckt.

Die Erkenntnisse aus den Interviews lassen demnach den Schluss zu, dass Self-Leadership enorm wichtig ist – und zwar nicht nur für Führungskräfte, sondern für Menschen allgemein, unabhängig der Rolle im Arbeitskontext.

Fazit – Haben wir das Zeug zur Fledermaus?

Auf der Suche nach dem inneren Kompass, der Transformation zur Fledermaus, haben wir nun nicht länger nur die Theorie und die Erfahrungen aus unseren eigenen Selbsttests, sondern auch die Auffassungen, Ratschläge und Geschichten erfahrener Führungskräfte.

Die Interviews haben die These gestärkt, dass es essenziell ist, die individuelle Sichtweise zu berücksichtigen. Was für die einen funktioniert, kann bei anderen keinerlei Effekt zeigen. Diese Schlussfolgerung ist logisch, wenn wir davon ausgehen, dass Self-Leadership die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen ist. Es kann sicher Gemeinsamkeiten geben: sei es, weil die Menschen sich ähneln oder die Ziele ähnliche sind. Doch eine Blaupause für den perfekten Methodenkasten, der für jede:n gleich gut funktioniert, gibt es nicht.

Die Interviews zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es sich lohnt, nach seinem inneren Kompass zu suchen. Uns ist in unseren Selbsttests bewusst geworden, wie wichtig das Thema für uns in unserem Arbeitskontext ist, und jede:r von uns konnte erste Schritte auf dem Weg zur Fledermaus machen. Wir alle finden uns nun wesentlich besser im Thema Self-Leadership zurecht und konnten erste Schritte in der praktischen Anwendung machen.

Nach dieser Auseinandersetzung sind wir überzeugt: In der heutigen sich so schnell verändernden Welt können wir nicht funktionieren, wenn wir uns nicht ganz bewusst mit uns selbst beschäftigen. Self-Leadership hilft, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man beeinflussen kann, anstatt Energie auf Themen zu verwenden, die nicht im eigenen Einflussbereich liegen. Es fällt durch praktiziertes Self-Leadership viel leichter, sich zu fokussieren und die Balance zu halten. Es kann ausserdem dazu dienen, zu erkennen, welche Aufgaben, Termine oder gar Personen Energie kosten, und diese «Energiefresser» sukzessive aus dem (Arbeits-)Alltag zu entfernen. Andere Methoden des Self-Leaderships helfen, Distanz zwischen sich selbst und eine Konfliktsituation zu bringen, Emotionen besser zu verstehen und auch besser mit ihnen umzugehen. Zudem kann Self-Leadership zu einem besseren Verständnis verhelfen, wie man selbst als Führungskraft wahrgenommen werden möchte und sich entsprechend verhalten kann. Es lässt sich also festhalten, dass Self-Leadership auf vielen verschiedenen Ebenen essenziell ist. Denn um sich selbst zu steuern und sich für sich selbst, seine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche einzusetzen, braucht man in erster Linie Selbstkenntnis und Verantwortung. Nur so vermag man sich selbst in der Dynamik der heutigen Welt anhand seines inneren Kompasses zu orientieren – und auch anderen dabei zu helfen, dies ebenfalls zu lernen.

Methoden und Tools bieten eine gute Einstiegshilfe und sind gerade dann, wenn man beginnt, sich mit Self-Leadership zu befassen und dieses aktiv betreiben möchte, ein sinnvolles Hilfsmittel, um Struktur zu finden. Die Veränderung von Verhaltensmustern erfordert allerdings viel Disziplin und regelmässige Übung. Für die Integration in den Arbeitsalltag bedeutet das: in kleinen Schritten anfangen und sich dabei bewusst Freiräume im Arbeitskontext schaffen.

Abb. 5: Für den inneren Kompass braucht es neben Methoden und Tools vor allem Disziplin und Übung.

Also fangen wir damit an, auf unsere Bedürfnisse zu hören und darauf zu reagieren. Das kann manchmal heissen, dass die Aussage «Ich hatte keine Zeit» eigentlich nur bedeutet, dass uns etwas anderes wichtiger war. Und wir finden: Das ist in Ordnung. Es geht nicht darum, sich selbst permanent an erste Stelle zu stellen und seine eigenen Wünsche und Ziele stets als wichtigste anzusehen. Es geht vielmehr darum, die eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen oder gar zu ignorieren und sich ihrer bewusst zu sein, damit man früh genug agieren kann, anstatt zu spät zu reagieren.

Leider haben wir nicht gelernt, wie die Transformation zur Fledermaus «einfach so» intuitiv funktioniert. Folglich können wir nur annehmen, dass diese Transformation nur mit Arbeit, Übung und Disziplin funktioniert, und das, was wir explizit wissen, irgendwann zu implizitem Wissen werden kann. Die gute Nachricht ist: Wir sind uns sicher, dass wir – und auch jede:r andere – das Zeug dazu hat, zur Fledermaus zu werden und den inneren Kompass zu finden.


Quellen

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Lewrick, M. & Thommen, J.-P. (2019). Das Design Your Future Playbook. Vahlen. S. 55 ff.

Persolog-Blog (2022). Wie Führungskräfte ihren wichtigsten Mitarbeiter führen – sich selbst.
https://persolog-blog.de/allgemein/wie-fuhrungskrafte-ihren-wichtigsten-mitarbeiter-fuhren-sich-selbst/

Przegendza, N. (2021, 25. Oktober). Selbstführung: Warum sie jetzt besonders wichtig ist & wie man sie erlernen kann. ITB-Consulting GmbH. https://www.itb-consulting.de/2021/10/25/selbstfuehrung-wie-man-sie-erlernen-kann/

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Sprenger, R. K. (o. J.). Selbstverantwortung und Eigenmotivation. https://www.sprenger.com/themen/selbstverantwortung-eigenmotivation.html

Stützel, E. (2021). Der Gemeinschaftskompass. Eine Orientierungshilfe für kollektives Leben und Arbeiten. Oekom Verlag.